Das Wichtigste zuerst: obwohl das Kind mittlerweile ungefähr 40% seiner Zeit beim Papa verbringt und oh, wie krass, dort auch ein Kinderzimmer hat, bezahlt er mir weiterhin den vollen Unterhalt nach Tabelle, denn der gleicht meinen Rentenverlust aus. Das war unser privater Deal, der meines Erachtens wirklich Sinn ergibt. Übrigens auch bei ganz ‘normalen’ Paaren und Ehepaaren.
Die Vereinbarkeit ist ja ein ewig präsentes Thema, zu Recht, denn schwierig ist es immer, besonders aber für Frauen, an denen doch meisten der Großteil des Mental Loads hängenbleibt. Bei uns ist es einfacher, jeder hat seinen Haushalt und versorgt das Kind, wenn es da ist. Außerdem arbeiten wir beide Teilzeit, ich 50%, Papa 75%.
9 Tage haben wir zusammen auf Mallorca verbracht, als Abschluss meiner Elternzeit und als Familienurlaub. Die haben wir zu Hause ja auch oft genug, aber mit Übernachten eben nicht. Beeindruckt hat das Babymädchen aber nur, dass Papa das Auto gefahren hat. Darüber werden wir auch noch eine Woche nach dem Urlaub reden. Ansonsten fand mein Gewohnheitstier die ersten drei Tage doof, weil ungewohnt und überhaupt und zu Hause waren die ersten Tage dann auch wieder nichts, weil kein Meer mehr da war.
Wir haben uns mit dem Übernachten bei Papa wirklich Zeit gelassen. Irgendwie hatte ich immer das Gefühl, es ist noch nicht so weit und da ich mich bei der Maus immer auf meine Intuition verlassen konnte, haben wir es auch hier so gemacht. Und dass, obwohl erste Stimmen laut wurden, ob es denn je passieren wird. Und dann kam mein Geburtstag und schon eine Woche vorher bei mir der Beschluss, dass es dann passieren wird und sie das gut macht.
Ein komisches Gefühl ist das. Sehr komisch, sehr anders, sehr neu und ein bisschen schön. Schön, weil ich weiß, sie ist in guten Händen. Schöner, weil ich weiß, sie ist bei der Person, die sie genauso liebt wie ich. Noch schöner, weil ich weiß, dass sie sich sicher und geborgen fühlt und es gar nicht soooo schlimm findet, dass ich jetzt gerade nicht bei ihr bin. Und am schönsten, weil ich endlich mal wieder nach sehr langer Zeit meine Ruhe habe.
Ich hatte ja den perfekten Plan, wie unsere Kleine sich ans Übernachten beim Papa und damit ans Schlafen ohne Mama gewöhnen soll, wann wir anfangen, welche Babysteps wir machen werden und überhaupt. Pragmatisch und durchdacht. Leider hat meine kleine Madame da ganz andere Vorstellungen.
Aber was mich besonders freut ist, dass sich die Beziehung zu ihrem Vater dramatisch vertieft hat. Nicht nur, dass sie neulich morgens aufwachte, sich aufsetzte und Papa sagte, sie freut sich jetzt auch richtig, wenn er vorbeikommt. Bei jedem Klingeln ist sie enttäuscht, wenn es nicht Papa ist. Hört sie seine Stimme, schießt sie um die Ecke, um ihn zu begrüßen. Wirft ihre kleinen Arme um seinen Hals und ich sehe, wie er heimlich mit den Tränen ringt vor Freude.
Meine Tochter, du bist das allerschönste Geschenk, das ich je bekommen habe. Ich danke mir selber, dass ich den Mut hatte, dich auch auf unserem ungewöhnlichen Weg in diese Welt zu holen. Ich genieße jeden Tag, jede Minute und Sekunde mit dir und ich freue mich schon darauf, dich als deine Mutter auf dem Lebensweg zu begleiten, den du dir aussuchst, dir zur Seite zu stehen, dich zu trösten, zu stützen, zu tragen, loszulassen, aufzufangen, an die Hand zu nehmen.
Aber ja, ich stehe irgendwie doch mehr unter Druck, es richtig zu machen bzw. mache mir den Druck selber. Dagegen hilft ja immer, sich mit anderen auszutauschen. Am besten mit der eigenen Mutter, die dann nämlich direkt meinte: ‘Sie ist eben deine Tochter. Du bist bis ins Schulalter nicht von meiner Seite gewichen, hast an mir geklebt wie ein angelutschtes Bonbon und hast immer geweint, sobald du nach einer anstrengenden Situation zu mir zurück kamst. Und ich war genauso.’
Ich glaube, es wird mal Zeit für eine kleine Bilanz unseres Experimentes Co-Elternschaft. Ich erzähle als mal wie das so läuft mit Papa im Alltag. Realität checken und mit den Vorstellungen abgleichen. Danke für die Anregung. Ich hab ja eher spärlich geschrieben, einfach weil ich durch die Kleine noch weniger Zeit habe. Nein, eigentlich, weil ich jede Minute mit der Kleinen genieße und mir die Zeit einfach nicht genommen habe.