Ich habe jetzt schon mehrmals Anfragen von Paaren bekommen. Eigentlich alle konnten sich die Co-Elternschaft als Paar zumindest theoretisch gut vorstellen. Praktisch gab es bei den meisten recht schnell Probleme. Heterosexuelle Paaren wohlgemerkt. Alle mit den verschiedensten Problemen: bei einem Paar wollte die Frau keine leiblichen Kinder und der Mann sah das Konzept als letze Chance an, noch Vater zu werden. Einmal war es andersrum. Einmal gab es ein genetisches Problem. Was auch immer das Problem ist, Co-Elternschaft kann eine Lösung sein. Leicht ist es aber nicht.
Die Sicht der Co-Mama
Mir persönlich erscheint es eher schwierig, dass ein Paar eine Co-Mama sucht und so leicht der Eindruck bei der anderen Frau entstehen könnte, als suchten sie eine Leihmutter und würden das Kind für sich beanspruchen. Ich also Co-Mama hätte wohl so gedacht und mich nicht für eine Co-Elternschaft mit einem Paar entschieden. Ich hätte immer irgendwelche aktuellen Probleme in der Beziehung vermutet und zukünftige Probleme mit der Frau erwartet. Oder mich wirklich als “Gebärmutter” gefühlt.
Dass die Konstellation einer anderen Co-Mama gut passt, kann ich mir aber auch vorstellen. Es gibt ja auch Frauen, die eher eine Tantenfunktion einnehmen möchten. Also die zwar ein leibliches Kind bekommen, dann nur einen kleinen Teil der Pflegearbeit selber übernehmen möchten.
Co-Elternschaft als Paar will gut überlegt sein
Eifersucht ist allerdings schnell mit von der Partie, wenn der eigene Mann eine so enge Beziehung mit einer anderen Frau eingeht. Manche Partnerinnen schaffen das auch, in dem sie zwar zustimmen, dass der Mann noch ein Kind bekommt, Details aber erspart bekommen wollen. Wie die Ehefrau des Samenspenders in meinem Artikel sich bei der Sache fühlt, weiß ich leider nicht.
Die Verbindung als Eltern suggeriert der Ehefrau aber oftmals, dass da mehr sein kann/wird/muss. Zum Glück wird den meisten Frauen schon im Prozess klar, dass sie das anders vorgestellt haben und es nicht aushalten können. Das ist auch gut so, denn wenn der Mann aktiver Vater sein möchte und dann viel Zeit mit “der anderen Familie” verbringt, dann wird es schwierig, aus der Sache wieder rauszukommen. Für eine Beziehung kann das eine große Belastung sein.
Im schlimmsten Fall geht die Ehe kaputt und aus Wut darüber möchte der Co-Vater mit dem Kind nichts mehr zu tun haben. Das Ergebnis sind drei enttäuschte Parteien. Es lohnt sich also, im Vorhinein genau zu überlegen, ob das funktionieren kann. Alle sollten sich damit wohl fühlen. Alle Kontakte, die ich bis jetzt hatte, sind in der akuten Planungsphase, also als es daran ging, eine Co-Mama zu suchen und zu treffen, gescheitert. Das Paar mit der genetischen Disposition hat sich für eine Adoption entschieden.
Wenn der Kinderwunsch die Beziehung beendet
Ist der Kinderwunsch eines Partners so drängend, dass er/sie es nicht aushält, und Co-Elternschaft als Paar keine Option, dann steht die Trennung an. Zumindest die Überlegung. Das wird schmerzhaft und sollte auch gut durchdacht werden. Wie sehr sich Frauen damit auseinandersetzen, findet man in den verschiedensten Foren. Über männliche Gedanken dazu habe ich nichts gefunden. Wenn man sich sicher ist, dass man ohne Kind nicht weiterleben kann, dann sollte man diesen Schritt aber zumindest in Erwägung ziehen. Manche Frauen werden auch einfach schwanger, das finde ich persönlich aber den ganz falschen Weg. Besonders, wenn man schon darüber gesprochen hat und klar ist, dass der Partner nicht möchte.
Was ich meine ist: Co-Elternschaft als Paar kann für viele Situationen die Lösung sein, aber besonders wenn ein Partner unsicher ist, muss man es gut überdenken und absprechen.
Ich habe damals eine zweijährige Beziehung zwar nicht nicht gerne, aber sehr bestimmt aufgegeben, um mir meinen Kinderwunsch zu erfüllen. Aber hätte ich eine 20jährige Ehe riskiert? Vielleicht eher nicht. Oder doch? Vielleicht doch. Aber so etwas will gut überlegt sein. Besonders, wenn Mann zum Beispiel zu lange gezögert hat und nun die Partnerin nicht mehr kann. Das ist ein schlimmer Schlag ins Gesicht. Das ist ja das Gemeine an der Natur, wenn die Frau zu lange wartet, ist die Nummer durch, der Mann kann sich einfach eine junge Frau suchen und bekommt eine neue Chance. Eine Bekannte von mir wurde von ihrem 60 Jahre alten Partner verlassen, weil er doch noch Kinder wollte. Naja.
Co-Elternschaft als homosexuelles Paar
Auch bei einem homosexuellen Paar kann der Kinderwunsch des einen die Beziehung in Bedrängnis bringen, wenn der andere so gar nicht möchte. Wobei da die Problem vielleicht eher woanders liegen. Da hatte ich noch keinen direkten Kontakt. Seid ihr in dieser Situation? Dann schreibt mir, gerne auch anonym. Den Artikel über ein homosexuelles Paar in einer Co-Elternschaft würde ich sehr gerne noch schreiben.
Genau überlegen und dann handeln
Wer also unbedingt ein Kind möchte, muss einen Partner gut in eine Co-Elternschaft als Paar mit einbeziehen oder leider auch verlassen, wenn es anders nicht geht. Aber das will gut überlegt sein. Ist es mir ein hypothetisches Kind wirklich wert, den anderen zu verlieren? Denn eine Garantie hat man nicht, weder, dass man den anderen Co-Elternteil findet, noch, dass man dann auch ein Kind zeugen kann.
Der Preis kann auch zu hoch sein.
