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Schwanger sein als Co-Mama

Schwanger als Co-Mama

Ab ‘Diagnose schwanger’ zu Hause

Ich arbeite seit ziemlich genau einem Jahr nicht mehr. Also bei meinem Hauptarbeitgeber. Da gehen wir direkt ins Beschäftigungsverbot. Ich war seit 11 Tagen schwanger, als der Test positiv war und in der 5. Woche beim Arzt. Ich konnte also 9 der 10 Schwangerschaftsmonate komplett zu Hause verbringen. Theoretisch, denn Madame hat ja leicht abgekürzt und kam per Kaiserschnitt 3 Wochen eher.

Den ersten Monat ist man noch unfassbar beschäftigt mit dem Unfassbaren. Ich bin schwanger‘ in verschiedenen Varianten (Juhu, ich bin schwanger- Oh Gott, ich bekomme ein Kind-Hilfe, ich bekomme ein Kind-Freude schöner Götterfunken, ich bin schwanger- Ich kann nicht glauben, dass ich schwanger bin. Um nur mal ein paar zu nennen) ist mehr oder weniger das einzige was einen beschäftigt. Und dann irgendwann: ‘Toll, ich muss gar nicht mehr arbeiten.’ Nun arbeite ich schon seit ich 16 bin, neben der Schule und dann irgendwann bei der Airline. Und auf einmal tut man nichts mehr.

Erstmal wirklich eine super Sache. Besonders, da ich nun das genießen konnte, was die meisten Leute eher stumpf finden, bei Fliegern allgemein aber sehr beliebt, da seltenes Gut: Routine. Jede Nacht im eigenen Bett schlafen, aufstehen, Kaffee machen, alles in der eigenen Wohnung. Kein Besinnen mehr darauf, wo man sich eigentlich genau befindet auf der Welt, wer man ist nach einem 12h Flug plus Anreise plus Delay plus Enteisen plus Slot, wo nochmal der nächste Coffee Shop ist und wenn man sich dann erinnert hat und schon duschen war, dann merkt man, dass es erst 03.30 morgens ist und selbst der beste Laden noch nicht auf hat. Wer das mal ein paar Jahre macht, findet eine heimische Routine einfach wunderbar.

Von 100 auf 0

Trotzdem kam bei mir doch recht schnell Langeweile auf, zumal mein Job ja vereinfacht gesagt unterwegs sein bedeutet und ich nun von 100 auf 0 auf die Bremse treten musste, ich komplett nur in Berlin war oder auf deutsch gesagt, dem Berliner Wetter zu 100% ausgeliefert. Dass es ein heisser Sommer und ein noch heisserer Herbst werden würde und ich im 9. Monat ausser Atem und schwitzend die Wärme verfluchen und mich in die Arktis wünschen würde, das war da ja noch nicht abzusehen.

Ausserdem ist schwanger sein ja erstmal keine Krankheit, ich war ziemlich fit die ersten Monate. Abgesehen natürlich von sehr viel Müdigkeit, die ich aber 14 Stunden lang in meinem eigenen Bett auskurieren konnte. Noch. Über den Sommer habe ich mir also einen Nebenjob gesucht und hatte auch ziemlich viel Spaß dabei, Eis zu verkaufen. Zum Glück mochte mein Baby lieber Salziges, sonst wäre ich geplatzt, aber Käse Eiscreme wollte der Besitzer einfach nicht einführen. Meines damaligen Erachtens nach eine Marktlücke, heute stimme ich ihm zu.

Einfach nur schwanger sein

Aber je schwangerer ich wurde, desto mehr wusste ich das Geschenk des Beschäftigungsverbotes zu schätzen, irgendwann war ich nach 3 Schritten total erschöpft, mir war immer heiss, ich habe mich sogar über das Sportverbot gefreut. Es war einfach anstrengend. Und heiss, mir war wirklich immer nur heiss. Ich hätte niemals stundenlang im Büro sitzen können und ich bewundere jede Frau, die das geschafft hat in der Schwangerschaft. 

Ich hatte also ziemlich viel Zeit und Muße, meine Schwangerschaft zu genießen und ich bin sehr dankbar dafür. An manchen Tagen habe ich nichts anderes getan als einen kleinen Menschen zu produzieren und das ist wirklich anstrengend genug. Und heiss. Diese Auszeit, dieses Geschenk bewusst genießen, das habe ich mir fest vorgenommen, schließlich ist die Zeit mit Baby anstrengend genug. Und nach 15 Jahren arbeiten, kann man auch mal zwei Jahr ohne verdient genießen.

Und auch 5 Monate nach der Geburt liebe ich meine Routine immer noch, jeden Morgen freue ich mich darüber, in meinem Bett aufzuwachen. Mein aktueller Boss liebt ebenfalls Routine, beginnt seine aber deutlich früher, als ich das machen würde. Dürfte ich bestimmen, wir würden unseren Tag statt um 06:30 um 08:00 beginnen. Unser deal lautet: ich darf bestimmen, was wir machen und das Baby bestimmt, wann wir dies tun. Ich finde, ich bin besser weggekommen, denn wäre es andersrum, dann würde ich wahlweise den ganzen Tag Rasseln schütteln und Hoppe Hoppe Reiter spielen. Oder dafür sorgen, dass das Baby möglichst komfortabel auf mir drauf und an der Brust dran liegt. So darf ich wenigstens einmal am Tag kurz frische Luft schnappen, Leute treffen oder einkaufen gehen. Unter Protest, versteht sich.

Und ein bisschen Langeweile

Ganz manchmal vermisse ich die Arbeit auch. Erstens gehe ich eigentlich wirklich gerne arbeiten und ich hoffe, dieser Gedanke hält sich auch noch, wenn ich nächstes Jahr wieder arbeiten gehen muss. Zweitens gibt es auch Tage an denen ich mich wirklich langweile, weil das Baby müde oder schlecht gelaunt ist und nur weint und nicht raus will und ich nur mit ihr rede. Also mit mir. Ich habe wirklich jede Folge House of Cards und GNTM mit ihr durchdiskutiert, was zugegebenermaßen für sie nicht leicht ist, sie darf ja nicht mit schauen, aber so ein normales Gespräch unter Erwachsenen ist auch nicht zu verachten. Erwachsene generell, ich bin ja gerne unter Leuten und gesellig, das Baby leider noch nicht.

Mal wieder ein bisschen Sommer wäre auch nicht schlecht, aber dieses Problem muss man ja nur aussitzen. Da im Moment selbst ein Besuch im Supermarkt genau geplant sein will, weil die Kleine mitten im Sprung ist und entsprechend unleidig, ist an einen Urlaub für mich im Moment nicht zu denken. Babies wollen ja eh nicht den ganzen Tag am Strand liegen. Aber alles in allem erfreue ich mich immer noch sehr daran, meine Tage mit dem Baby zu verbringen und genieße noch jede Minute. Update in 6 Monaten, dann sieht es wahrscheinlich ganz anders aus.

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