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Holpriger Start beim Stillen
Stillen ist natürlich, ganz einfach, ergibt sich. Jaja, my ass. Das stimmt alles, wenn man den Trick raus hat. Bis dahin müssen beide das Stillen üben. Hilfe wäre da auch nicht schlecht, dazu später mehr.
Ich wollte unbedingt stillen. Gut geklappt hat es erstmal nicht. Einfach war es auch nicht. Besonders, da mein kleine Minimaus mit Null Reserven nach der ersten Woche angefangen hat, abzunehmen, also zu wenig zu trinken. Sie war einfach zu schwach zum Saugen und dadurch hat sie die Milchproduktion nicht genug angeregt-ein Teufelskreislauf. Und obwohl ich mich wirklich gut ins Stillthema eingelesen habe, ist es mir erstmal nicht aufgefallen. Sie hat sich auch nicht beschwert.
Wenig Hilfe beim Stillen im Krankenhaus
Über die Kompetenzen der Schwestern im Krankenhaus schweige ich mich besser aus, sonst bekomme ich Ausschlag. Eine Hilfe hatte ich da also nicht wirklich, bis auf Schwester Heidi, die beherzt zugriff und mir mit dem Andocken half. Was ich nämlich nicht bedacht hatte: da kann man theoretisch so viel über Stillpositionen wissen, wie man will, wenn dein Partner, ein frisch geschlüpfter Mensch von geringem Verstand, es einfach nicht kapiert, kann man nicht viel machen außer üben, üben, üben.
Selbst nach 4 Wochen stellt sich so manches Baby, auch meins, noch so doof an, als würde man es zum ersten Mal anlegen. Jedes Mal. Und das dann im Morphiumrausch nach dem Kaiserschnitt, im Krankenhaus, völlig verballert, nur mit der ‘Hilfe’ von 18.000 verschiedene Schwestern mit jeweils eigener Meinung, da geht schonmal was schief.
Wenn das Baby abnimmt, muss gehandelt werden
Zuhause war es eigentlich besser, da entspannter, aber als die Maus 30g ab- statt zugenommen hatte, schrillten doch leicht die Alarmglocken. Man hat auch gleich ein schlechtes Gewissen, war der Kaiserschnitt mit ein Problem? Oder schafft mein Körper es nicht, genug Milch zu produzieren? Damit fängt man am besten gar nicht an, sonst macht man sich nur noch Vorwürfe, warum zB habe ih in der Schwangerschaft schon das und das nicht gemacht? Don’t go there, stimmt eh alles nicht, was man sich da so ausdenkt. Sonst treibt einen das Gedankenkarussel noch dazu, zu denken, das die Befruchtung das Problem war und dann wird es albern.
Meine Hebamme gab mir noch 3 Tage, dann müsste ich pumpen und zufüttern. Während an dem Tag alle den guten Schlaf des Babies lobten, hatte ich das Gefühl, ich müsste sie wecken und anlegen, hab mich aber belatschern lassen. ‘Sie schläft doch so schön’. Trotzdem habe ich abends schon angefangen zu pumpen und ihr das klägliche Ergebnis mit dem Löffel eingeflößt. Am nächsten Morgen war ihr Saugreflex fast nicht mehr vorhanden, so schwach war sie schon. Ich hatte also Recht.
Die meisten Babys verhungern sag- und klaglos, wenn sie sich beschweren, dann ist es meistens schon sehr spät und ein Krankenhausbesuch steht an. Ab dem Zeitpunkt habe ich alle 2 Stunden gepumpt, mit einem ganz einfachen Sauger zwangsgefüttert, das Baby so lange vollgestopft, bis sie wieder genug Kraft hatte. Als sie wieder selber saugen konnte, hat sie einen Spezialsauger bekommen, ich wollte keine Saugverwirrung riskieren.
Pumpmarathon wird zu Stillmarathon
5 Tage lang habe ich alle 2h gepumpt, das Baby zugefüttert, dazwischen angelegt, Tag und Nacht. Meine Rettung war die Pumpe von Medela*, die ist klein und ok leise. Als ich wieder anfing zu arbeiten habe ich die passende Handpumpe* benutzt. Dazu alle Hilfsmittel, die einem so empfohlen werden: Stilltee, Bockshornkleekapseln*, Malzbier, Nüsse, Kalorien allgemein, essen, essen, essen, gaaaanz viel trinken. Wie eine Mastgans. Hätte ich meine Mama nicht bei mir gehabt, ich hätte das nicht geschafft. Danke Mama! Nach 5 Tage hat Madame angefangen zu Clustern, also dauerzutrinken. So stellen Baby und Brust sich aufeinander ein und die Milchmenge wird an den Bedarf des Kindes angepasst. Bis zu 12 Stunden am Stück hat sie gesaugt.
Solche Schmerzen wie in den Brustwarzen in dieser Zeit hatte ich noch nicht mal in meinem gebrochenen Daumen. Wenn jedes Anlegen die Hölle ist, weil der kleine Mund es einfach nicht schafft, genug Brustwarze in den Mund zu nehmen und man selber irgendwann aufgibt, das Baby immer wieder neu anzulegen. Stillkoma auf beiden Seiten. Geholfen haben bei mir nur diese Hydrogel Pads*, die allerdings innerhalb weniger Stunden.
Dank des Aufwandes, den wir betrieben haben, weil ich unbedingt stillen wollte, klappt es heute super mit dem Vollstillen. Sie nimmt allerdings keine Flasche mehr. Gar nicht. Daher habe ich das Abpumpen aufgegeben. Was ein bisschen schade ist, denn so könnte ich schon jetzt mal zum Yoga gehen und Papa gibt Fläschchen. Macht sie aber nicht mit, sondern nimmt alle 1-1,5h die Brust in Anspruch. Yoga mache ich jetzt also zu Hause.
Mythen über das Abpumpen
Da kommt nämlich auch schon das nächste Problem, darüber wollte ich eigentlich schreiben, das Abpumpen. Bei mir klappt das genau gar nicht. Ich kann mal 60ml rausholen, am Morgen, wenn Madame noch nicht getrunken hat, aber das war es dann auch schon. Aus beiden Brüsten zusammen wohlgemerkt. In diversen Stillgruppen sehe ich Bilder von vollen Flaschen, da werden auch mal 190ml PRO Brust gepumpt, NACHDEM das Baby getrunken hat.
Letzte Woche habe ich mal wieder gepumpt, da ich das flüssige Gold als Nasenspray für Madams Rotznäschen haben wollte. Ausstreichen geht bei mir nämlich auch nicht. Mit viel rumdrücken kann ich mal einen Tropfen rauswürgen, hier ist nichts mit spritzender Milch. Irgendwie dachte ich, jetzt ist das Kind 3 Monate alt und vollgestillt, das Pumpen läuft sicher super. Deprimierende 35ml später, aus beiden Brüsten zusammen, waren meine Illusionen dahin. Und das alles soll einen nicht verunsichern?!
Nein, sollte es nicht. Schwierig, ich weiß, aber man muss sich selber vertrauen lernen, das eigene Gefühl trügt eine Mama meistens nicht. Da unpraktischer Weise die Milliliter Anzeige an den Brüsten fehlt und gemeiner Weise besagte Brüste im Laufe der Stillzeit auch nicht mehr prall gefüllt sind, man also die Milch tasten kann, sondern labberweich, hat man eigentlich nur einen Indikator: das Gewicht des Kindes bzw. wenn es älter ist, seine lautstarken Beschwerden. Meine Kleine wurde also erstmal jede Woche gewogen, mittlerweile nur noch alle 4 Wochen zu den Us und sonstigen Arztbesuchen.
Aber obwohl da mittlerweile eine Speckmaus mit vorbildlichem Zuwachs vor mir liegt, verunsichert es mich doch manchmal, wenn andere literweise die Milch bunkern oder meine Freundin den BH runterklappt und die Milch 1,5 Meter weit spritzt. Auf mich. Oder andere Stilleinlagen brauchen, weil es ständig tropft (ehrlich gesagt bin ich dann doch froh, dass es bei mir nicht tropft).
Eine wirklich relevante Menge konnte ich nur pumpen, als ich wieder anfing zu arbeiten und die Brust sich an tagelanges Nichtstillen gewöhnen musste. Und diese Milch habe ich dann wegschütten müssen, da ich ja nicht zu Hause war. Schrecklich.
Vertraut euch selber
Was ich eigentlich sagen wollte mit meinem vielen Geschwafel: Mädels, lernt, euch zu vertrauen. Ist gar nicht mal so leicht, weil man so selten auf sein Bauchgefühl hört. Hier lohnt es sich aber. Ansonsten her mit der Stillberaterin, die helfen wirklich. Oder man liest mal bei stillkinder.de nach, diese Seite hat mir persönlich am besten geholfen. Denn am Ende lohnt sich der ganze Aufwand, die Schmerzen, der Stress, die Verunsicherung und manchmal auch Resignation, gefolgt von Hoffnung.
Ich liebe das Stillen und meine Kleine mag diese sehr innigen Momente auch sehr. Meistens muss Ruhe herrschen, da darf ich noch nicht mal telefonieren. Oder bei Freunden sein. Ich schaue dann heimlich hinter ihrem Rücken Serien mit Kopfhörer, wenn sie mal wieder clustert, denn 12 Stunden am Stück nur selig das Baby anschauen, das ist selbst mir dann doch zu langweilig.
Und wenn es gar nicht klappt, dann ist es auch ok, dafür gibt es schließlich Pre-Milch. Ich wurde auch nicht gestillt und hab noch nicht mal eine kleine Allergie. Sicherlich ist Stillen der natürlichste und praktischste Weg, billig ist es auch, es sei denn ihr esst wie ich massenweise teure Pralinen, aber es gibt tausend Gründe warum es nicht klappt und das ist dann auch gut. Solange ihr selber das Gefühl habt, es genau so lange und so intensiv probiert zu haben, wie es euch möglich war und, noch wichtiger, wie ihr es wolltet. Mittlerweile stille ich seit 3,5 Jahren, trotz Trennungen vom Stillkind von oft mehreren Tagen.
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Wie wunderbar das du das alles durchgestanden hast und es jetzt so toll klappt! Ich bewundere das und beneide dich auch ein bisschen. Wir haben an Tag 4 aufgegeben. Nach unserem Notkaiserschnitt hatte ich nicht mehr die Kraft gegen (klingt doof, aber gefühlt war es so) mein Baby anzukämpfen und es zum andocken zu bringen. Irgendwann wollte er einfach nicht mehr. Hat mehrfach über eine Stunde meine Brüsten angeschrien und war einfach genauso gestresst wie ich. Da haben die 18.000 verschiedenen Schwestern natürlich auch nichts gebracht. Die liebe Schwester Christin hat nochmal tief in die Trickkiste gegriffen – und dann gab es Flasche. Am nächsten Tag hatte ich ein glückliches Baby. Bei uns sollte es wohl nicht sein… Liebste Grüße!
Hey,
Ja schade, aber wie du sagst, dann hat es nicht sollen sein. Hätte ich nicht die großartige Unterstützung meiner Mama und natürlich auch des Papas der Kleinen gehabt, dann wäre das kaum zu meistern gewesen. Außerdem war die Kleine ganz ruhig, das hilft auch ungemein. Hätte sie vor Hunger geschrieen, dann hätte ich sicher ein ganz anderes Stresslevel gehabt, so war es zwar körperlich super anstrengend, aber machbar.
Ich war trotz großer Schmerzen recht schnell wieder fit nach dem Kaiserschnitt, aber auch nur weil mir durch den geplanten Termin die Anstrengungen der natürlichen Geburt erspart geblieben sind, du hattest ja quasi beides, da bist du nicht zu beneiden.
Ich finde, solange man selber das Gefühl hat, alles versucht zu haben, kann man auch damit abschließen. Ich war wahnsinnig enttäuscht, dass ich nicht natürlich gebären durfte, aber im Nachhinein ist es total ok für mich, denn mit ihrer Nabelschnur um den Hals wäre sie niemals in BEL geboren worden und eine Wendung hätte ihr sicherlich Schaden zugefügt. So war es die richtige Entscheidung. Und dein Zwerg musste nicht hungern, so war das eben auch die richtige Entscheidung.
Liebste Grüße!
Oh ja, davon kann ich ein Lied singen! Ich konnte nie einfach so stillen, es war schon beim 1. Kind ein D-E-S-A-S-T-E-R! Mit Blut und Tränen. Vielen Tränen… ich hatte aber eine so starke intrinsische Motivation, dass ich die Zähne zusammenbiss bis es klappte. Beim 2. Kind dasselbe in grün, war einfach schneller wieder gut. Zum Trotz stillte ich 4,5 Jahre damit es beim nächsten Kind jaaa klappt (natürlich stillte ich nicht deswegen so lange, sondern weil es sich halt so ergab, aber es wäre ja ein schöner Nebeneffekt gewesen)… aber nein, ich hatte da zu allem Übel auch noch eine total lahme Seite entwickelt im Laufe der Jahre. Bis heute (bald 21 Monate Stillzeit) blieb das so. Ich musste auch hier zufüttern und Hütchen usw., aber ich kämpfte wieder und konnte noch schneller voll stillen – Gott sei Dank! <3 Habe mir erlaubt, das zu verlinken, falls es jmd interessiert 😀
Liebes Grüsschen!
Oha, das klingt ja wirklich sehr anstrengend, meinen Respekt, dass du dich trotzdem so durchgebissen hast. Bei uns war es auch viel Arbeit, aber mich hat der Aufwand nie gestört und es hat sich ja ausgezahlt, wir stillen mit 24 Monaten immer noch sehr viel und gerne. Und ich bin superstolz darauf, dass ich diesen kleinen Menschen 6 Monate ausschließlich ernährt habe, ich finde, dass ist ein tolles Gefühl. Ob wir 4,5 Jahre schaffen, weiß ich aber noch nicht 🙂
Liebe Grüße
Danke für diesen ehrlichen, undogmatischen Artikel ❤️