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Stillen trotz Trennung vom Kind

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Aller Anfang ist schwer

Heute geht es ums Langzeitstillen. Oder ums Normalzeitstillen, wie ich es besser ausgedrückt finde. Ums Stillen generell, aber insbesondere ums Stillen als Co-Mama und darum, wie das Stillen trotz längerer Trennung vom Kind bei uns funktioniert.

Als ich schwanger wurde, habe ich mich natürlich mit dem Stillen beschäftigt. Ich habe das Buch von Hannah Lothrop* gelesen und fühlte mich gut vorbereitet. Dass es trotzdem bei uns am Anfang nicht gut lief, habe ich in meinem Artikel “Stillen ist gar nicht so einfach” schon beschrieben. Trotz des holprigen Startes haben wir das erste Jahr doch sehr gut gemeistert. Der Co-Papa und ich haben uns im Vorhinein darauf geeinigt, dass das Baby das erste Jahr bei mir verbringt, denn mindestens ein Jahr lang wollte ich auf jeden Fall stillen. Das muss jedes Co-Elternpaar aber individuell festlegen.

Da es ein wichtiges Thema ist, sollte es auf der Checkliste für Co-Eltern auf jeden Fall draufstehen. Je nach Vereinbarung kann es auch ganz anders laufen. Soll das Kind sofort auch bei Papa sein, dann kann auf das Stillen auch verzichtet werden. Für mich kam das aber auf keinen Fall in Frage und unser Papa wollte das auch nicht. Man kann auch die Geburt abwarten und dann sehen, was sich ergibt. Zu diesem Ansatz liest du hier einen Erfahrungsbericht.

Jede wie sie möchte

Ich persönlich bin ein großer Fan des Stillens, aber natürlich ist jede andere Form der Babyernährung auch ok, sei es die Flasche oder Zwiemilch. Grade bei Co-Eltern kann die Mischernährung gut passen. Bei jedem so, wie es für alle Beteiligten passt. Ja, auch für die Mutter. Hier trotzdem ganz kurz ein Auszug aus der WHO-Empfehlung:

Die WHO empfiehlt, Babys 6 Monate lang (180 Tage) ausschließlich zu stillen, d.h. ohne weitere Speisen und Getränke außer Muttermilch zu ernähren. In den ersten sechs Monaten konnten nämlich keine nachteiligen Effekte des ausschließlichen Stillens auf das Wachstum beobachtet werden, wenn die Mutter nicht unterernährt war. Ausschließliches Stillen bietet in dieser Zeit mehrere Vorteile für Kind und Mutter. Das Kind erhält einen besseren Schutz des Magen-Darm-Traktes vor Infektionen. Außerdem wurde bei Säuglingen, die sechs Monate ausschließlich gestillt wurden, eine bessere motorische Entwicklung beobachtet…

Häufiges Stillen nach Bedarf sollte mindestens bis zum Alter von zwei Jahren fortgesetzt werden, da Muttermilch weiterhin eine wichtige Quelle für viele Nährstoffe ist. Muttermilch ist während Erkrankungen des Kindes besonders wichtig, wenn das Kind das Essen verweigert, nicht aber die Brust. Stillen schützt in diesen Phasen vor einer Austrocknung und bietet die notwendigen Nährstoffe für die Genesung. Weiterhin wurde eine längere Stilldauer mit einem geringeren Risiko chronischer Erkrankungen und Übergewicht im Kindesalter und mit verbesserten kognitiven Leistungen in Verbindung gebracht.

https://www.still-lexikon.de/empfehlungen-der-who-fuer-die-ernaehrung-gestillter-kinder/

Stillen trotz Trennung vom Kind

Was das Stillen angeht, wie, wann, wo, warum, darüber gibt es viele Infos. Wozu ich aber wenig gefunden habe, ist, wie es mit dem Stillen trotz einer längeren Trennung vom Kind funktionieren kann. Es gibt viele Forenbeiträge, in denen sich Mütter Gedanken darum machen, wie es abläuft, wenn sie auf Geschäftsreise gehen oder einfach mal ein Wochenende frei haben wollen. Oder eben wieder Vollzeit arbeiten. Da ist frau ja auch mal gerne 8 Stunden weg. In der Zeit kann man gut abpumpen und die Milch im Kühlschrank aufbewahren. In einer idealen Welt bringt der in Elternzeit befindliche Vater der Mutter das Kind zum Stillen ins Büro, aber bis dieses Ideal sich durchsetzt, dauert es wohl noch ein paar Jahre. Bis dahin pumpen, pumpen, pumpen. Oder auch nicht.

Bei uns lief es so

Ich habe wieder zu arbeiten begonnen, da war meine Kleine 18 Monate alt. Die ersten Übernachtungen bei Papa hat sie ab 16 Monate mit Bravour absolviert. Wir waren gut vorbereitet, mit Flasche, eingefrorener Muttermilch, Ersatzmilch, Kuhmilch. Was hat das Kind getrunken? Wasser aus dem Glas. Keine Flasche. Die wollte sie nie und so ist es auch geblieben. Bei Papa aß sie viel mehr, dafür trank sie gar keine Milch. Bei mir stillte sie mehr. So einfach. Stillen trotz längerer Trennung war bei uns gar kein Problem. Natürlich ist das nicht bei jedem Kind so, aber die meisten kapieren zumindest schnell, dass es bei Papa/Tagesmutter/Oma/Kita eben keine Muttermilch gibt. Die riechen auch nicht danach.

Pumpen auf dem Klo

Als Flugbegleiterin bin ich bis zu 5 Tage nicht da. Und das gleich zu Anfang. Ich hatte erstmal einen Monat lang immer mal wieder Schulungen, da war es einfach mit dem Pumpen. Den Rhythmus muss jede Frau selber rausfinden. Anfangs habe ich alle 6 Stunden abgepumpt. Ich hatte schon mal Spannungsgefühle in der Brust und ich konnte endlich mal richtig viel Milch abpumpen, das ging bei mir vorher nie. Easy, dachte ich. Und hab direkt weniger gepumpt. Nach der zweiten Abwesenheit war die Milch weg und mein Kind und ich am Boden zerstört. Doch die Kleine hat sich der Situation angenommen, 36h lang an der Brust gehangen und die Milch war wieder da. So einfach hört der Körper nämlich in der Regel nicht auf, Milch zu produzieren.

Ab da habe ich alle 2-3h abgepumpt. Vielleicht zwei Wochen lang, dann habe ich die Abstände langsam über 3 Monate auf 12h verlängert. Irgendwann schießt die Milch auch nicht mehr so extrem ein. Die Nachfrage bestimmt das Angebot. Einmal sah ich aus wie Dolly Buster, ansonsten passt sich die Produktion sehr schnell an. Der weibliche Körper ist was das angeht wirklich ein Wunder.

Ein halbes Jahr lang habe ich das durchgehalten. Das Pumpen selber habe ich gehasst. Im Flugzeugklo Milch zu pumpen, das ist nicht besonders glamourös. Aber mit der Handpumpe* geht es ok und da ich mir vorgenommen hatte, bis zum zweiten Geburtstag zu stillen, wenn das Kind das möchte, habe ich es auf mich genommen. Ab dem zweiten Geburtstag habe ich das mit dem Pumpen gelassen. Die Milch ist trotzdem geblieben.

Langzeitstillen

Mittlerweile stillen wir schon über den dritten Geburtstag hinaus. Meiner Maus ist das sehr wichtig, die Intimität, das Kuscheln. Als Nahrung hat die Milch ausgedient, dazu kommt nicht mehr genug (glaube ich, mein Kind behauptet etwas anderes), aber Stillen ist eben so viel mehr als Nahrungsaufnahme. Nach 4 oder 5 Tagen Trennung ist das Stillen ein wichtiger Teil unserer Wiedervereinigung.

Trotzdem war nach dem dritten Geburtstag meine Grenze erreicht, was das nächtliche Stillen angeht. Konstant einen Brummkreisel an der Brustwarze zu haben, fördert nämlich meinen gesunden Schlaf nicht wirklich. Das Abstillen in der Nacht hat auch auf Anhieb geklappt, zwei Nächte lang gab es großes Geschrei, dann hat sie es hingenommen. Eine Dreijährige versteht die Gründe ja irgendwie, wenn man es ihr genau erklärt.

Ich empfehle zum Thema Stillbeziehung den Blog von mamamal3 und zitiere sie hier sehr gerne:

Eine Stillbeziehung ist eine gleichberechtigte Beziehung. Wenn jemand nicht mehr will/kann/mag, dann soll er sie beenden dürfen. Es ist eine Beziehung mit Höhen und Tiefen, wie es eine jede Beziehung ist. Und das ist gut so, denn das hält sie lebendig, macht sie spannend. 

https://mamamal3.ch/2014/07/stillbeziehung/

Stillen trotz Trennung vom Kind klappt hier super

Obwohl ich es nie gedacht hätte, stille ich also mein Kind seit mehr als drei Jahren. Weil wir das beide so wollen, Weil es für uns gut funktioniert, weil wir beide unsere Grenzen durchsetzen können.

Du siehst also, es ist möglich, als Co-Mama lange zu stillen. Beziehungsweise als Mama trotzdem wieder arbeiten zu gehen, länger unterwegs zu sein, nur tagsüber zu stillen, es irgendwann ohne abpumpen zu schaffen, sich etwas Freiheit zurückzuholen. Und dann abzustillen, wenn Mutter und Kind bereit sind. Oder die Mama das für sich entscheidet. Oder das Kind nicht mehr mag. Es ist eure Entscheidung.

5 Gedanken zu „Stillen trotz Trennung vom Kind“

  1. hi, sehr schön wie ihr das gelöst habt und toll, dass du noch stillst!! Ich habe zufällig diese Woche auch in meinem Blog über meine Stillerfahrung geschrieben und wie ich dann schlussendlich das 2-Jährige Tochterkind auch abgestillt habe. Ich wollte einfach nicht mehr. Ich verfolge deinen Blog schon recht lange, unsere Töchter sind ähnlich alt. Ich hoffe, es ist ok, wenn ich hier den Link zu meiner Stillerfahrung poste:
    https://irislifeisallaboutmoments.wordpress.com/2020/02/05/abgestillt-26-monate-waren-genug/

    Viel Spaß noch weiterhin mit dem Stillen!! Ihr macht das super!

    1. Hallo Iris,
      Schöner Artikel! Danke fürs dalassen. Das ist genau das, was ich meine, es muss für alle Beteiligten passen und wenn einer nicht mehr mag, dann ist das gut so.
      Euch alles Gute!

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