Ihr Lieben, heute schreibt Madita über ihren Weg zum Wunschkind und ich bin froh, eine weitere positive Geschichte über Co-Eltern präsentieren zu können. Madita lebt wie ich ihr Familienkonzept offen und lässt uns auf Instagram als kleinerregenbogenkäfer an ihrem Familienleben teilhaben. Schaut dort mal vorbei, das freut sie sicher. Und hier ist ihre Geschichte:
Ich wollte immer Kinder!
Seit ich denken kann war mir klar, eines Tages möchte ich Kinder! Als mir mit 18 Jahren bewusst wurde, dass ich mein Leben lieber mit einer Frau an meiner Seite verbringen möchte, als mit einem Mann, habe ich schon damals Kliniken in Dänemark gegoogelt, die mir meinen Wunsch eines Tages erfüllen könnten. Ich hatte Glück. In meiner ersten, fast sieben Jahre andauernden Beziehung, durfte ich zwei wundervolle Kinder mit groß ziehen. Ich selbst fühlte mich aber noch zu jung für ein Eigenes und verschob diesen Wunsch auf später.
Und wie das Leben meist so spielt, ist „später“ immer ein sehr schwieriger Zeitpunkt. Das erste Studium, die Trennung von der Partnerin, das zweite Studium… die äußeren Umstände ließen mich meinen Wunsch immer wieder verschieben. Vor etwa vier Jahren ist dann meine letzte Beziehung in die Brüche gegangen. Der traurige Grund: ich wollte noch immer ein Kind, sie nicht. Es war eine lange und auf beiden Seiten schmerzvolle Trennung, denn keine von uns wollte, dass die andere ihre Träume für diese Beziehung aufgeben muss.
Ich musste handeln
In meinem Liebeskummer entschied ich, dass JETZT der richtige Zeitpunkt gekommen war. Ich rief meinen ehemaligen besten Freund an. Wir kennen uns seit über 15 Jahren und als wir uns in unserer Jugend beide geoutet hatten, haben wir bereits Scherze darüber gemacht, dass wir in der Zukunft einfach gemeinsam ein Kind bekommen würden. Co-Elternschaft kannten wir als Konzept nicht, es war nur eine Spinnerei. Eine Zeit lang hatten wir uns aus den Augen verloren, aber wann immer man sich zufällig traf, stellte ich ihn immer, mit einem Zwinkern in den Augen, als den zukünftigen Vater meiner Kinder vor.
Der Gedanke an unseren ersten Kontakt nach so langer Zeit, bringt mich noch heute zum Schmunzeln. Unter Tränen erzählte ich ihm: „Wir haben uns getrennt! Sie möchte kein Kind! Auch in der Zukunft nicht! Ich aber! Und zwar jetzt! Ich habe nächsten Monat einen Beratungstermin in einer Kinderwunschklinik, mal schauen was die so sagen.“ Seine Antwort war kurz: „OK, sag mir wann es losgeht!“ Natürlich haben wir uns in den darauffolgenden Wochen öfter gesehen, rechtliche Hintergründe recherchiert und besprochen. Co-Eltern sein ist zwar immer noch exotisch, aber man findet Informationen und Erfahrungsberichte. Schließlich hat er mich zu dem Beratungstermin begleitet und wir haben erfahren, dass man als alleinstehende Frau fast keine Möglichkeiten hat, ein Kind mittels Samenspender und assistierter Reproduktion in Deutschland zu bekommen.
Kinderwunschklinik
Aber der wundervolle Arzt der Kinderwunschklinik Mittelhessen hat uns mit wenigen Worten erklärt, er sei nur ein Arzt und könne nicht entscheiden, wann eine Beziehung reif für ein Kind ist. Für ihn seien wir ein Paar. Nicht verheiratet, aber eben ein Paar mit Kinderwunsch auf der Suche nach Hilfe. Da wir nicht verheiratet sind, konnten wir natürlich nicht mit einer Kostenübernahme einer Krankenkasse rechnen, aber als Privatzahler ist es der Klinik somit völlig egal, ob die werdenden Eltern Eheleute sind, gute Freunde oder zwei Frauen. Wichtig sei aus rechtlichen Gründen nur, dass es zwei Elternteile gibt. Ob die Co-Eltern oder ein normales Paar sind, interessierte niemanden.
Schwanger nach der ersten IUI
Und so begann unser Weg in die Co-Elternschaft. Wir erfuhren, dass wir bei der gewählten Methode (Intrauterine Insemination – IUI) mit 4-5 Versuchen rechnen sollten. Da es weder bei mir noch bei ihm fruchtbarkeitseinschränkende Kriterien gab, verzichteten wir auf eine zusätzliche Hormonbehandlung. Wir hatten ja Zeit, nun nachdem wir uns für diesen gemeinsamen Weg entschlossen hatten.
Im Mai 2014 waren wir bei dem besagten ersten Beratungsgespräch. Am 29. September fuhren wir gemeinsam zu unserer ersten IUI. Am 11. Oktober hatten wir einen positiven Schwangerschaftstest und am 2. Juli ist unser kleines Wunder, unser kleiner Regenbogenkäfer auf die Welt gekommen.
Die Geburt
Bereits während der Schwangerschaft hat mich der Regenbogenkäferpapa zu vielen Ultraschalluntersuchungen begleitet. Als der errechnete Geburtstermin bereits um 5 Tage überschritten war und die Menge des Fruchtwassers drastisch zurückging, wurde ich in die gemeinsam ausgewählte Geburtsklinik eingewiesen und mit der Einleitung begonnen. Die Einleitung zog sich langwierig über weitere 5 Tage hin, von Wehen weit und breit nichts zu spüren.
Aber zumindest hatte ich Gesellschaft. Er saß, ebenso aufgeregt wie ich, bei fast jedem CTG dabei und gemeinsam warteten wir. Und warteten. Und warteten. Nach 6 Tagen Einleitung stand fest, mein Körper ist nicht in der Lage Wehen zu produzieren, totale Wehenschwäche nennt sich das und der Kaiserschnitt war unausweichlich. Ich hatte mich so sehr auf eine natürliche Geburt gefreut und große Angst vor dem Eingriff. Der Co-Papa und ich hatten im Vorfeld besprochen, dass er bei der Geburt dabei sein könne unter der Bedingung, dass jeder von uns für sein eigenes Wohlergehen verantwortlich sei. Ich wollte mir die Freiheit bewahren, ihn wegzuschicken, wenn ich meine Meinung kurzfristig ändern würde. Und auch er sollte die Möglichkeit haben, jederzeit „gehen“ zu dürfen.
Gemeinsamer Kaiserschnitt
Als das Wort „Kaiserschnitt“ plötzlich im Raum stand, zögerte er nicht. Gemeinsam haben wir erlebt, wie das Ärzteteam unsere Kleine für einen ersten Blick über den Vorhang des Kaiserschnittes hielt. Die darauffolgenden Minuten kamen mir ewig vor. Ich bat ihn zu den Hebammen zu gehen und nachzusehen ob es Probleme gäbe. Doch er blieb an meinem Kopfende sitzen und sagte, „wir warten zusammen“. Und das taten wir.
Nach den sich wie Stunden angefühlten 4 Minuten wurde uns der kleine Regenbogenkäfer als eingeschnürtes Päckchen gebracht. Ich durfte sie kurz betrachten und küssen, aber dann wurde wir auf getrennten Wegen zurück in den Kreissaal gebracht. Während ich vernäht wurde, begleitete ihr Papa unser Päckchen bereits. Uns war beiden wichtig, dass immer einer von uns bei ihr war. Als ich in den Kreissaal gebracht wurde, lag unser Käferchen nackt auf Papas Brust. Zumindest dieser Plan hatte funktioniert. Danach war ich dran. Das schönste Gefühl der Welt!
Unser Familienleben als Co-Eltern
Auch in den kommenden Tagen und Wochen (der frischgebackene Papa hatte 14 Tage Urlaub genommen), war er täglich an unserer Seite.
Als der Arbeitsalltag ihn wieder einholte, reduzierten sich seine Besuche natürlich etwas, aber er ist auch heute noch immer „nah bei uns“.
Auch wenn wir nicht als Paar zusammenleben, so sind wir doch eine Familie! Eben eine Regenbogenfamilie der besonderen Art. Auf den Geburtskarten unserer Tochter steht: „Wenn aus Freundschaft Familie wird“, und nach diesem Motto leben wir. Mittlerweile wissen wir, dass der richtige Ausdruck dafür auch „Co-Parenting“ oder „Co-Elternschaft“ ist.
Heute, nach knapp drei Jahren Co-Elternschaft, hat sich eine sehr angenehme Regelmäßigkeit eingependelt. Einen Nachmittag pro Woche verbringt das Käferchen bei ihrem Papa. Er holt sie aus dem Kindergarten ab und bringt sie Abends zurück nach Hause. Etwa einmal im Monat übernachtet sie bei ihm und auch bei allen wichtigen Terminen, sei es Impfen, der Elternabend im Kindergarten oder dem Martinsumzug ist er dabei.
Unser kleiner Regenbogenkäfer hat somit einen super engagierten Papa bekommen und ich einen Babysitter, der immer zur Stelle ist!
Auf meinem Weg habe ich viel neue Erfahrungen gemacht. Die größte Erkenntnis war allerdings, dass es heute viel mehr Wege und Möglichkeiten gibt, sich seinen Kinderwunsch zu erfüllen, als ich damals angenommen hatte. Ich kann nur jedem Einzelnen Mut machen es zu versuchen! Es wird immer jemanden geben, der ihn darin unterstützt seinen Traum zu leben.