Der erste Streit
Neulich hatte ich den ersten Streit mit Papa. Über eine Lappalie, irgendwas mit Politik, aber irgendwann haben wir uns dann doch angekeift. Vor dem Kind. Draußen. Sowas hasse ich generell und habe das Gespräch kurzerhand für beendet erklärt. Den Rest des Weges zum Blumenladen habe ich geschwiegen. Ich muss mich immer erstmal abreagieren und über alles nachdenken.
Oder nochmal Argumente sammeln und dann mit voller Wucht zurückschlagen. Lohnt sich aber nicht immer und hier schon mal gar nicht. Denn ich muss mich gar nicht weiter auseinander setzen, wie entspannt. Ich muss nicht abends zu jemandem ins Bett steigen über dessen Meinung zu einem Thema ich entsetzt und enttäuscht bin. Wir müssen gar nicht einer Meinung sein oder uns zumindest annähern, damit unsere Harmonie im Alltag nicht gefährdet ist. Es muss kein Kompromiss gefunden werden.
Es kann mir schlicht und einfach egal sein, welche Meinung er hier hat, denn es hat keinen Mehrwert, nochmal darüber zu sprechen. Und es wird unsere Beziehung auch nicht belasten, es fällt einfach in die Kategorie: Reden wir nicht drüber. Was als Smalltalk gedacht war, endete im Streit, also ist das Thema tabu. Wirklich praktisch. Um das von vornherein klar zu stellen, es ging um etwas völlig unwichtiges, hätte es etwas mit dem Kind, ihrer Erziehung, ihrem Wohl und zu vermittelnden Werten zu tun, ich hätte es bis zum Ende ausgefochten. Oder versucht, erstmal ruhig einen Konsens zu finden.
Streit beendet und gut
Aber so lohnt es sich noch nicht mal, da Energie zu verschwenden. Die Methode mag nicht für jeden etwas sein, mir persönlich liegt das aber sehr, denn ich bin es leid, über Belangloses zu streiten. Sicher muss man in einer Beziehung zu einem Partner den schwereren Weg gehen und Kompromisse eingehen, das macht eine gute Partnerschaft aus oder man muss sie beenden, ein ‘Reden wir nicht drüber’ Thema kann man schon haben, aber wenn jedes Gespräch zum Minenfeld wird, ist es schwierig.
In der Co-Elternschaft ist das verbindende Element das Kind und alle Themen um sie herum sind wichtig, aber kleine Belanglosigkeiten drum herum eben nicht. Wir haben uns dann relativ schnell darauf geeinigt, das Thema nicht mehr zu besprechen und gut. Damit war das für mich auch erledigt, ich bin eh nicht nachtragend. Es zeigt sich natürlich nun, dass wir uns eben noch nicht so lange kennen, aber man lernt ja von jedem immer neue Seiten kennen, sei es der Partner oder sonst wer, von denen man dann denkt: hätte ich das vorher gewusst, wären wir jetzt kein Paar, aber so nehme ich es halt hin, weil dieser kleine Aspekt das Gesamtpaket nicht ruiniert.
Es ist doch einfacher als in einer Partnerschaft
Abends musste ich dann doch noch darüber nachdenken, nicht über den Streit, sondern darüber, wie einfach ich es habe. Sicher, ich habe viel Arbeit mit der Kleinen, aber das stört mich nicht wirklich. Ich habe aber auch nur die eine Rolle. Ich bin ihre Mutter. Mehr nicht. Damit meine ich, dass all die anderen Rollen, die Frauen sonst so einnehmen wollen/können/müssen, nämlich Partnerin/Ehefrau/Hausfrau/Sexpartner etc, all das fällt bei mir weg.
So gerne ich einen Partner hätte, so entspannt ist es doch im Moment ohne. Ich kann abends mit dem Baby ins Bett gehen, ich kränke damit niemanden, der vielleicht gerne Zeit mit mir verbracht hätte. Ich muss nicht nach der Geburt meine Liebe und Aufmerksamkeit aufteilen, kann genau in meinem Rhythmus leben, vernachlässige niemanden, muss mit niemandes Eifersucht umgehen. Muss nur meinen eigenen Dreck wegräumen. Kann immer meine Kleine an erste Stelle stellen oder auch mal mich selber, ohne damit jemanden zu verletzen oder zurückzuweisen. Ich weiss es nicht aus eigener Erfahrung, aber die Geburt eines Kindes verändert jede Partnerschaft, man muss sich als Paar ganz neu aufstellen und oft genug geht das schief.
Versteht mich nicht falsch, ich hätte ziemlich gerne wieder einen Partner, aber da das im Moment mit meinem kleinen Keuschheitsgürtel in der Trage vor meiner Brust erstmal eher schwierig ist, genieße ich die Vorteile, die sich nach und nach auftun. Weiß man ja im Vorfeld oft nicht und vieles ergibt sich dann im Gespräch mit anderen Mamas. Ich genieße auf jeden Fall meine eine große Rolle sehr.

Hallo und guten Tag,
Streiten ist nicht schön und die Kinder haben es auch lieber harmonisch. Trotzdem, es gehört einfach dazu.
Ich finde es wichtig das ein Kind die Erfahrung machen kann, beobachten kann – nach einem Streit kommt die Klärung und die Beziehung hat bestand.
Meine Eltern haben sich nie gestritten, ich kann mich jedenfalls nicht erinnern. Ich dachte daher in meiner ersten Beziehung: oh nein! Streit! Das kann wohl nicht die wahre Liebe sein. Rückblickend finde ich das ziemlich abstrus…