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So lief unsere Co-Elternschaft in den ersten Monaten

Erste Monate Co-Elternschaft

Ich glaube, es wird mal Zeit für eine kleine Bilanz unseres Experimentes Co-Elternschaft. Ich erzähle als mal wie das so läuft mit Papa im Alltag. Realität checken und mit den Vorstellungen abgleichen. Danke für die Anregung. Ich hab ja eher spärlich geschrieben, einfach weil ich durch die Kleine noch weniger Zeit habe. Nein, eigentlich, weil ich jede Minute mit der Kleinen genieße und mir die Zeit einfach nicht genommen habe.

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Bis jetzt läuft es eigentlich ganz gut, mehr oder weniger so wie ich es erwartet habe. Was ich natürlich so nicht bedacht habe ist, wie oft man sich tatsächlich sieht und dass man sich schon daran gewöhnen muss. Der Papa ist ja eigentlich jeden Tag, den er nicht arbeitet (ungefähr 15-20 Tage im Monat), bei mir. Ja, Flugbegleiter haben ein schönes Leben, er arbeitet auch nur 75%. Er möchte ja auch was von der Kleinen haben.

Ich finde es schon manchmal anstrengend, meine Wohnung jemandem öffnen zu müssen, der gar nicht mich besucht. Besonders, da ich ja gerne Einzelgänger bin. Aber genau so versuche ich es auch zu sehen, er besucht ja nicht mich, sondern die Kleine und ich ziehe mich dann zurück. So ergattere ich mir nämlich meine persönliche Freizeit. Man darf auch nicht unterschätzen, wie sich das Leben mit Kind so gestaltet. Es ist natürlich von Kind zu Kind verschieden, aber meins lässt sich zum Beispiel nicht hinlegen. Nie. Zumindest anfangs nicht, mittlerweile bleibt sie auch mal ein paar Minuten unter dem Mobile. Aber schlafend kann man sie nicht einfach ins Bett legen, da gehen sofort die Augen auf und die Sirene an.

Ich bin also froh um jede Sekunde, die jemand da ist, der das Kind bespaßt. Irgendwann ist es sogar egal, wer das ist. Und wenn ich mal gar nicht kann, dann sage ich ihm das und er versteht es und lässt uns mal zwei Tage in Ruhe. Die eigenen Bedürfnisse darf man trotz Kind nämlich auch nicht total vergessen. Es ist aber auch wirklich toll, mal ausgiebig zu baden, statt im Panikmodus zu duschen und das geht eben nur, wenn Papa da ist.

Selbst zum Kennenlernen ist kaum Zeit

Besser kennengelernt haben wir uns bis jetzt gar nicht mal so viel mehr, da wir eher eine Babyübergabe machen und ich dann schnell haushalte, koche, dusche, sportel oder einfach mal in Ruhe einen Post schreibe. Sie ist bei ihm auch entspannter, wenn ich nicht im Raum bin. Da wir über Weihnachten 4 Wochen bei meinen Eltern waren, haben die beiden sich nicht so oft gesehen und sie gewöhnt sich zum Glück gerade sehr schnell wieder an ihn, nach 2 Tagen fremdeln ging es schon wieder super.

Im Wochenbett lief es ähnlich, meine Mama war ja 3 Wochen da um zu helfen und der Papa besagte 2-3 Stunden, im Krankenhaus auch mal länger. Er hat also sowohl meine Pein nach dem Kaiserschnitt als auch die Kleine gut mitbekommen. Ganz ehrlich, nach dem Kaiserschnitt bzw der Geburt ist einem alles egal, wer einen wie sieht, geduscht oder ungeduscht, im Netzhöschen halb aufs Klo kriechend-alles. Realität pur. Ich war nur auf das Baby konzentriert, alle um mich herum waren mir egal. Die Scham lässt man im Kreißsaal, sagt meine Hebamme.

Besuch habe ich von vornherein abgelehnt, nur die Familie war da, aber auch die habe ich nur am Rande wahrgenommen. Wickeln durfte ich die ersten Tage noch nicht, das hat dann schon der Papa gemacht. Musste er erst lernen, aber woher soll man das auch können. Resolute Schwestern haben das für mich übernommen, das Feintuning kommt jetzt von mir. Er freut sich jeden Tag drauf, das zu machen und freue mich über jede Windel, die jemand anders wechselt- win win Situation. Und er geht auch gerne mal für mich einkaufen, wenn ich mit Baby an der Brust ans Bett gefesselt bin.

Realität mit Baby

So wie es sich jetzt eingespielt hat, wird es auch das erste Jahr mehr oder weniger laufen, wahrscheinlich eher mehr, da die Kleine ja immer entspannter wird. Im Moment ist die Realität einfach die, dass sie alle 1-3 Stunden gestillt wird. Weit von mir weg kann sie also nicht. Sie lässt sich von anderen auch mal rumtragen, aber länger als 60 min meistens nicht, höchstens schlafend.  Ob das jetzt daran liegt, dass sie meistens bei mir ist? Mag sein, glaube ich aber nicht, wenn ich mir andere Kinder von Freundinnen so anschaue. Mama ist eben einfach die Beste. Zumindest die beste Köchin.

Da unser Zwerg durch die Frühgeburt noch immer Gewicht aufholen muss, wird das wahrscheinlich auch erstmal so bleiben. Ich stille nach Bedarf, einen festen 3 Stunden Rhythmus wird es also nicht geben. So war es aber auch Teil unserer Abmachung: Das erste Jahr ist das Kind hauptsächlich bei mir, sie wird auch mindestens so lange gestillt werden, wenn das klappen sollte. Man muss sich in der Realität dann auch den Wünschen des Kindes beugen.

Natürlich würde Papa gerne mit ihr spazieren gehen, ich fände das auch toll, mal komplett meine Ruhe zu haben. Im Moment hasst sie es im Wagen zu sein und tragen lässt sie sich nur von mir und wenn sie raus muss, schreit sie, weil sie aus irgendeinem Grund keine frische Luft mag. Und beruhigen kann nur Mama. Zusätzlich kann ich mich auch nur schwer von ihr trennen.

Wenn wir einkaufen sind und der Papa biegt mit ihr um eine Ecke aus meinem Sichtfeld, erschrecke ich mich total. Ich glaube aber, auch das ist eine Realität und hat nichts damit zu tun, dass ich ihm nicht vertraue. Die meisten Frauen sind da Löwenmama! Ich weiß eben auch, dass sie, wenn sie  wach wird und ich nicht da bin, weint, bis sie in meinen Armen ist. Sie ist ja auch noch so klein und die meisten Babys wollen eben nicht ohne ihre Mama sein.

1,5 Jahre Elternzeit

Deshalb habe ich zum Beispiel auch die volle Elternzeit genommen. Das stand von vornherein nicht zur Debatte, da sie eventuell mein einziges Kind bleibt, wollte ich das so intensiv wie möglich genießen. Ich bleibe sogar 1,5 Jahre Zuhause, da sie, wenn ich arbeiten gehe, gleich mal bis zu 4 Tage alleine bei Papa oder Oma bleiben muss. Das werden wir natürlich vorher üben, ich denke ab dem Zeitpunkt wenn sie laufen kann, werden wir sie langsam daran gewöhnen, auch beim Papa zu übernachten.

Bis dahin hat sie dort dann auch ein Bett und alle Annehmlichkeiten , die ein Kind so braucht. Im Moment ist der ganze Hausstand bei mir, Kinderwagen haben die Großeltern gesponsert und den Rest der Erstausstattung haben wir 75% zu 25% geteilt. Der Papa muss ja auch nochmal recht viel anschaffen, damit sie sich beim ihm dann auch heimisch fühlt. Da warten wir aber noch und richten uns dann nach ihrem aktuellen Geschmack, wenn es soweit ist.

Mal sehen, welche Pläne der Realität standhalten

Wie sich die Wohnsituation gestaltet, werden wir dann sehen, wenn es soweit ist. Wochenenden gibt es ja bei Flugbegleitern so erstmal nicht. Und feste Pläne auch nicht, wir werden von Monat zu Monat entscheiden müssen. Es ist schon so angedacht, dass sie durchschnittlich 2 Tage in der Woche bei ihm ist. Da wäre das Wochenende natürlich praktisch. Sobald sie in der Kita ist, müsste er ja morgens ziemlich früh mit ihr los, da wir in verschiedenen Stadtteilen leben. Vor 2 wird sie allerdings auf keine Fall gehen, sie soll erstmal in Ruhe damit klar kommen, dass Mama wieder arbeiten geht. Der Schock wird sicher erstmal groß  genug sein. Und wenn ich wieder arbeite, dann maximal 2 Flüge im Monat, also auch eine überschaubare Zeit.

Kleine Entscheidungen treffe ich alleine, welche Windeln, welche Creme, wie oft baden usw. Ich glaube, sowas interessiert Männer generell eher gar nicht und ich habe so viel Erfahrung auf diesen Gebieten, dass da wenig Diskussion notwendig ist. Er vertraut mir, dass ich für unser Kind nur das Beste raussuche. Größere Sachen entscheiden wir gemeinsam, das sieht das geteilte Sorgerecht auch so vor.

Fazit: es läuft richtig gut

Da kam es aber auch schon zu Überraschungen, man kann ja nicht alles im Vorhinein bedenken. Für mich war zum Beispiel glasklar, dass das Kind geimpft wird, besonders da der Vater ja weiterhin die Welt bereist. Er stand dem Impfthema eher skeptisch gegenüber, hatte sich aber auch nicht wirklich damit auseinandergesetzt. Bei sowas muss man dann sachlich diskutieren. Besonders medizinische Entscheidungen trifft man zusammen, ausser im Notfall, wenn nur ein Elternteil zugegen ist.

Im Moment, nach 3 Monaten, würde ich für mich als Fazit sagen: es läuft auch in der Realität richtig gut. Ich hatte ja ein bisschen Bedenken, dass ich Probleme haben werde, sie abzugeben, so ist es aber gar nicht, hier darf jeder Windeln wechseln 😉 Der Papa geht sehr liebevoll mit ihr um und liebt sie abgöttisch, lässt uns aber auch unseren Freiraum. Eine gute Wahl, würde ich mal sagen. Dass nicht alles den Vorstellungen entspricht, das macht glaube ich jede Art von Familie durch.

Säugling ist ein Fulltime Job

6 Gedanken zu „So lief unsere Co-Elternschaft in den ersten Monaten“

  1. Hallo,
    ich verfolge diesen Blog und deine Texte, weil wir häufig zusammen in Artikeln oder Beiträgen auftauchen und weil mich natürlich interessiert, wie andere mit dem Co-Eltern-Modell umgehen. Ich finde spannend, was du schreibst und es ist natürlich völlig klar, dass ihr andere Abmachungen trefft, als wir in unserer Co-Eltern-Familie. Über diesen Text hab ich mich aber nun etwas geärgert, weil du nicht nur über deine Familie schreibst, sondern allgemeine Behauptungen in den Raum wirfst, wie Babys, Mütter oder Väter angeblich eben so sind.

    Es kann sehr gut sein, dass dein Baby nicht ohne dich sein mag, Babys kommen ansonsten aber auch gut ohne eine Mama aus. Meine große Tochter lebt seit ihrer Geburt überwiegend bei mir, die kleine (im Rahmen meiner Co-Elternschaft) schläft regelmäßig ohne ihre Mütter bei mir seit sie einen Monat alt ist. Seit sie 4 Monate alt ist, teilen wir die Zeit etwa 50/50. Wenn das bei euch anders ist, dann nicht, weil Babys nunmal so sind, sondern weil ihr euch dafür entschieden habt.
    Es kann auch sein, dass sich der Vater deines Kindes nicht für Windeln und Cremes interessiert oder dafür, wie oft das Kind gebadet wird, ich interessiere mich sehr wohl dafür. Wenn das bei euch anders ist, dann nicht, weil Männer nunmal so sind, sondern weil ihr euch dafür entschieden habt.

    Es ist natürlich völlig in Ordnung, dass ihre euch so entschieden habt und ich werde eure Geschichte weiter mit Interesse verfolgen, aber es ist eben eure Entscheidung und hat nichts damit zu tun, dass Babys, Mütter, Väter angeblich eben so sind.

    Viele Grüße
    Jochen

    1. Hallo Jochen,

      Schade, dass dir der Artikel nicht gefallen hat. Ich muss dir sagen, ich schreibe hier über mich, meine Familie und meine Erfahrungen. Alles, was ich erzähle sind meine Erlebnisse und ich finde nicht, dass ich Aussagen dazu treffe wie alle Babies sind, sondern nur, wie mein Kind bzw. die Kinder meiner Freunde sich verhalten. Dass eure Kleine so früh ohne Mama bei dir übernachtet, ist doch super, wenn das euer Deal ist. Von den Kindern, die ich kenne, würde sicher keines das so jung gemacht haben, auch wenn sich so manche Mama aus meinem Bekanntenkreis das auch mal gewünscht hätte.
      Wenn ich sage, Männer sind halt so, wenn es um das Interesse an Windeln geht, so ist auch das wie so vieles hier mit einem Augenzwinkern gemeint.Wobei sicherlich einige meiner Freundinnen mir da zustimmen würden. Es ehrt dich, dass du dich so intensiv für die Säuglingspflege interessierst, aber die Regel ist das meiner Erfahrung nach nicht, ob bei Co-Eltern oder normalen Familien.
      Ich persönlich finde die Entscheidung für eine Windelsorte auch einfach eher unwichtig.
      Über ähnliche Familienmodelle kann ich keine Aussagen treffen. Deine Vereinbarung mit der Mutter scheint anders zu sein, bei uns liegt die Säuglingspflege klassisch bei der Mutter, was bei einem vollgestillten Kind anders auch nur mit viel extra Arbeit zu leisten ist und zumindest unser Kind würde es anders auch nicht zulassen.
      Die Erfahrungen anderer sind aber immer spannend zu lesen, gibt es denn Erfahrungsberichte von dir, die ich und Interessierte nachlesen können?
      Wie gesagt, ich möchte mit meinem Blog niemandem auf den Schlips treten, sondern versuche auf eine witzige, auch mal überspitzte Art von meinen ganz persönlichen Erfahrungen zu berichten.

      Liebe Grüße

      Jennifer

      1. Danke für deine Antwort.
        Gestört habe ich mich wirklich auch nur an verallgemeinernden Aussagen wie “Babies wollen eben nicht ohne ihre Mama sein” und keinesfalls an euren persönlichen Entscheidungen.

        Meine Geschichte erzähle ich ausführlich in meinem Buch: http://jochenkoenig.net/mama-papa-kind/
        Kürzere Erfahrungsberichte von mir gibt es ansonsten beispielsweise hier: http://www.zeit.de/gesellschaft/familie/2015-08/vater-alleinerziehend-co-eltern-realitaet oder immer wieder aktuell auf meinem Blog, zum Beispiel hier: http://jochenkoenig.net/2016/07/14/ein-update-aus-meiner-co-eltern-familie/

  2. Liebe Jennifer,

    danke für das Update. Genau sowas hatte ich mir erhofft. Gerade ist es etwas stressig bei mir, aber ich melde mich in nächster Zeit ausführlicher!!

    Viele Grüße
    M.

  3. Lieber Jochen,

    falls du nochmal vorbeischaust, würde mich interessieren, ob ihr auf das Stillen deiner Tochter verzichtet, damit sie
    hauptsächlich bei dir sein kann, ob das Stillen nicht geklappt hat und sie deshalb schon so früh hauptsächlich bei dir sein kann oder ob das auch mit Abpumpen einigermassen easy zu wuppen ist. Ich möchte nämlich durchaus auch, dass unser Kind 50/50 Zeit mit uns verbringt, aber ich mache mir durchaus auch schon so meine Gedanken, wie das wird, wenn ich 8 Monate nach der Geburt wieder arbeiten gehe und dann für Papas Elternzeit immer abpumpen und die Kleene über Nacht ggf. wieder mit zu mir nehmen muss, damit sie genug zu trinken/essen kriegt. Ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, aus Bequemlichkeit für mich und den Vater schon vor Ablauf eines Jahres abzustillen.
    Wie habt ihr das gemacht?

    LG M.

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