Am Wochenende war ich das erste Mal alleine einkaufen. Also ohne anhängliches Baby. 40 Minuten. Nach 5 Monaten kann man das schonmal machen, dachte ich. Ich tue ihr einen Gefallen, dachte ich. Sie ist kränklich und schlecht gelaunt und den Wagen mag sie ja eh nicht, da ist es besser, sie bleibt mit Papa zu Hause. Dachte ich. Währenddessen war auch alles ok, sie hatte Spaß mit Papa und ich habe die paar Meter alleine zum Supermarkt laufen wirklich genossen.
Erste Versuche ohne anhängliches Baby
Mal ohne Äffchen in der Trage, das tut dem Rücken gut. Hätte ich den Preis für diese Aktion gekannt, ich hätte es nicht gemacht. Oder doch. 3 Stunden lang ein untröstliches Baby ohne Trage auf dem Arm zu haben, tut nämlich weder Rücken noch Armen noch der Seele (meiner und ihrer) gut. In der Situation selber machen Babies ja meisten gute Miene zum bösen Spiel, wenn sie dann wieder bei der Hauptbezugsperson sind, lassen sie ihrem Frust freien Lauf.
Natürlich kennt und liebt sie ihren Papa, sie sehen sich ja fast jeden Tag, aber nach diesem Drama habe ich mir doch viele Gedanken gemacht, ob wir etwas falsch gemacht haben oder zumindest es irgendwie besser regeln könnten. Erstmal muss man bedenken, sie ist krank und es geht ihr wirklich nicht gut, da ist man schonmal empfindlicher. Sie reagiert ja generell schon empfindlich auf andere, besonders im Moment, wir sind nämlich (hoffentlich) im großen Sprung oder es sind die Zähne oder was auch immer einen daran glauben lässt, dass es nur eine Phase und keine Charaktereigenschaft ist.
Wer möchte schon, wenn er sein Kind in einem Wort beschreiben muss, das Wort Motzknopf oder Heuleeule benutzen? Anfassen darf sie im Moment keiner, selbst bei Papa hat sie ein paar Tage lang geweint, wenn sie zu ihm auf den Arm sollte. Fremde dürfen sie noch nicht mal lange anschauen. Sogar Onkel und Tante werden angeheult.
Neue Strategie
Trotz all dieser Faktoren war es für die Kleine aber irgendwie schlimm, es hat sehr lange gedauert, sie zu beruhigen und sogar nachts noch ist sie kreischend aus dem Schlaf gefahren. Jetzt macht man sich ja als Co-Eltern nochmal extra viele Sorgen. Als Erstlingsmama ja sowieso. Das Kind ist einer eher ungewöhnlichen Lage ausgesetzt und ich trage die Verantwortung dafür und will ja alles so gut wie möglich machen. Ich habe mir also während der schlaflosen Nacht viele Gedanken dazu gemacht und eins ist mir aufgefallen: ja, die Maus sieht Papa sehr häufig, aber immer wenn er da ist, renne ich sofort los und mache schnell alles Nötige im Haushalt oder was auch immer anliegt oder ziehe mich mal ein paar wertvolle Minuten zurück und genieße meine Ruhe.
Aber was bedeutet das für die Kleine? Für sie stellt es sich ja so dar: ‘Papa kommt, das bedeutet für mich, Mama geht weg.’ Und obwohl wir mittlerweile ein Übergaberitual haben, damit sie nicht weint, wenn er sie nimmt, bedeutet es für sie doch eine Trennung von Mama. Sie bekommt immer erklärt, das sich jetzt mal im anderen Zimmer bin, aber ganz ehrlich, sie ist 5 Monate alt. Sie versteht das nicht. Spätestens nach einer Stunde versichert sie sich, dass ich noch da bin. Also werden wir ab jetzt dafür sorgen, dass sie das anders empfindet. Die ersten Minuten bleiben wir zusammen mit ihr, damit sie sieht, dass es toll ist, dass Papa da ist und es nicht automatisch bedeutet, dass Mama weggeht.
Siehe da: Babys sind anhänglich
Mal sehen wie das die nächsten Tage so funktioniert. Wenn der Husten besser ist und damit die Laune und der Sprung vorbei und überhaupt, dann wird das schon klappen. Aber ja, ich stehe irgendwie doch mehr unter Druck, es richtig zu machen bzw. mache mir den Druck selber. Dagegen hilft ja immer, sich mit anderen auszutauschen. Am besten mit der eigenen Mutter, die dann nämlich direkt meinte: ‘Sie ist eben deine Tochter. Du bist bis ins Schulalter nicht von meiner Seite gewichen, hast an mir geklebt wie ein angelutschtes Bonbon und hast immer geweint, sobald du nach einer anstrengenden Situation zu mir zurück kamst. Und ich war genauso.’
Und siehe da, schon hat sich mein schlechtes Gewissen ziemlich relativiert. Man muss ja nur drüber reden. Und nicht immer automatisch davon ausgehen, dass alles in der Co-Elternsache begründet liegt, manche Sachen erbt man auch. Eine Internetrecherche lohnt sich auch immer, es gibt ja mittlerweile genug Blogs, Ratgeber und Artikel online. Und schon stellt sich heraus, dass unser Problem so ziemlich alle Eltern haben, mal mehr, mal weniger, es ist Kind- und Charakterabhängig. Fündig geworden bin ich hier, eine meiner Lieblingswebsites, was das Thema Kinder angeht:
Das gewünschteste Wunschkind treibt mich in den Wahnsinn
Allein schon der Titel lässt mich diese Website lieben. Der Inhalt auch. Hier wird ziemlich genau beschrieben, welche Prioritäten Kinder haben, alle Kinder, egal in welcher familiären Situation sie aufwachsen. Und schon fühlt man sich viel besser. Mein Baby ist eben anhänglich, na und? Jetzt lasse ich die Maus erstmal in Ruhe gesund werden und dann gehe ich bei dem tollen Frühlingswetter laufen. Alleine.

Ach ja, wir haben ja auch so ein Klammeräffchen! Es wird besser und besser und besser und doch klammert meine inzwischen Zweieinhalbjährige doch immer noch gern an mir. Sie hat auch viele andere Charakterzüge, ist z.B. sehr offen Leuten gegenüber, die doch ein wenig ihr gegenüber öffnen. Aber besonders in meiner Grgenwart klebt sie sehr!
Unsere Voraussetzungen sind ja gänzlich anders als bei euch: wir sind andauernd zu dritt! Es kam schon von außen der Gedanke, dass das Kind eben deshalb so anhänglich ist. Wie man’s macht, macht man’s falsch!
Am Ende werden die Kinder einfach.