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Versuch einer Definition der Solomutter, Solomama und Co-Mama

Definition der Solomutter

Warum es so gut ist, in einer Gruppe zu sein

Das menschliche Gehirn denkt in Schubladen, Kategorien, Begriffen. Habe ich eine Definition, habe ich eine Identität. Ein Name gibt meinem Handeln etwas Reales, Greifbares. Ich sage ein Wort und die anderen verstehen, was ich meine, was ich mache, wer ich bin. Ein Begriff für mein Lebensmodell, meine Familie, ordnet mich einer Gruppe zu. Eine Gruppe bedeutet Sicherheit, Gemeinschaft, das gute Gefühl, nicht anders zu sein, Gefährten zu haben, das Richtige zu tun. Wer undefiniert durchs Leben taumelt, vermisst vielleicht Halt, Struktur, Anerkennung und das gute Gefühl, sagen zu können: ich bin … .

Aber was, wenn ich mich auf neuem unbekannten Terrain befinde, im ersten Moment alleine, unsicher, ob noch andere so sind wie ich? Wenn ich gar nicht weiß, welches Wort ich benutzen muss, um andere zu finden? Dann suche ich mir eine Definition und genau das machen wir, meine wunderbare Kollegin Katharina und ich, genau jetzt auch. Wir legen für euch eine Definition der Solomutter fest. Jeder in seinem eigenen Artikel. Katharinas Versuch einer Definition der Solomutterschaft ist ebenfalls ziemlich umfassend. Die Definition der Solomutter ist aber identisch. Und aus ihr resultieren gleich die Solomama und Co-Mama gleich mit.

Eine Definition der Solomutter zu finden ist nicht einfach

Denn ein Begriff, eine Definition, das Benennen einer Gruppe schließt automatisch andere Personen aus. Eine Gruppe ist immer irgendwie auch geschlossen. Ich bin so und ihr seid anders. Ich drinnen, ihr draußen. Besonders, wenn es darum geht, neue Wege zu gehen, neue Familienmodelle bekannter zu machen, ist eine Definition für aber alle hilfreich. So habe ich ein Wort, dass ich googeln kann. Und das ist ganz wichtig. Eine Bezeichnung, ein Label zu haben, für sich selber, das beruhigt und gibt die Sicherheit einer Gruppe. Eine Idee, was ich werden möchte. Ich werde … . Und wenn ich sage: „Ich werde Anwältin“, dann ist das eine sehr klar umrissene Gruppe, jede, die das Wort hört, sieht sofort einen grauen Anzug vor sich, eine Aktentasche und Manhattan. Und einen Mann. Naja.

Eine Definition lässt auch außen vor

Eine Definition schließt eben auch sehr schnell aus, denn jede, die etwas anders ist, als die Gruppe sich definiert, die ist entweder mitgemeint oder darf gar nicht mitspielen. Und schon werden wieder Menschen ausgeschlossen. Und gerade in unserem so sensiblen Bereich möchten wir genau das nicht. Mitgemeint waren wir lange genug.

Daher möchten wir gerne eine Definition finden, die jede miteinschließt, die alle meint, die sich entschieden haben oder entscheiden werden, eine Familie auf einem alternativem Weg zu gründen. Ob aus Überzeugung oder als Plan B oder C, ob Frau oder Person, wir möchten alle mitnehmen, die sich außerhalb der Norm befinden. Ihnen einen Begriff geben, mit dem sie sich identifizieren können, wenn sie das möchten. Oder an dem sie sich reiben können, denn auch über eine Diskussion freuen wir uns.

Definition der Solomutter

Denn die Palette der Familienmodelle ist bunt und das ist wunderschön, aber wie bekomme ich alle unter einen Hut? So, dass sich alle angesprochen, ernstgenommen und mitgenommen fühlen. So einen Schirm hätten wir gerne für uns, für euch, damit wir alle darunter schlüpfen können und eine Gemeinschaft bilden. Hier ist sie also, unsere Definition der Solomutter. Wir sind ganz begeistert und geben sie gerne zur Diskussion frei:

Solomutterschaft bezeichnet die Familienform einer Frau*, die einen alternativen Weg der Familiengründung wählt. Dabei trifft sie allein diese Entscheidung, unabhängig davon, ob sie sich in einer Partnerschaft befindet oder nicht. Sie entscheidet sich dafür, nicht mit dem biologischen Vater in einer festen Partnerschaft zu leben. Das Kind wird entweder durch Geschlechtsverkehr oder durch eine Samenspende gezeugt, die sowohl von einem anonymen Samenspender, einer Samenspende von einer Samenbank, einer offenen Privatspende, als auch von einem Co-Vater oder einem Väterpaar kommen kann.

*Alle in diesem Artikel und in den Definitionen gewählten Bezeichnungen gelten ebenso für trans- und inter- sowie nicht-binär verortete Personen.

Wir möchten das so genau festlegen, damit die Gemeinschaft genaue Begriffe hat, damit wir uns benennen und andere uns finden können. Hanna Schiller hat mit ihrer so wichtigen Arbeit als Vorreiterin den Begriff der Solomama etabliert, ich finde ihn wunderschön und passend, aber er definiert nur die Frau, die eine Samenspende bekommt. Das ist richtig und wichtig, wir möchten trotzdem zusätzlich diese weiter gefasste Definition der Solomutter etablieren. Wir finden es unheimlich wichtig, dass es insbesondere auch deutsche Begriffe gibt, die eine Frau googeln kann und dann unsere wunderbare Community, unsere Gemeinschaft findet.

Die Definition der Solomama

Auch hier gibt es alle mögliche Konzepte, die Bandbreite ist riesig. Von Luisa, deren Spender das Kind regelmäßig besucht und die auch in die Kategorie Co-Elternschaft light fallen könnte bis zu Katrin und Annabelle, deren Kinder mittels Samenbank gezeugt wurden und werden, ist die ganze Bandbreite vorhanden. Gemeinsamer Nenner ist die Abwesenheit des Spenders, wenn es um die Verantwortung für das Kind geht. Bei dieser Familienform liegt die komplette Verantwortung in finanzieller Hinsicht, in Hinblick auf Sorge und Alltag, alleine bei der Frau. Auch wenn der Spender losen Kontakt hält, Verantwortung und Pflichten hat er nicht. Wir sagen also:

Eine Solomutter nach Samenspende bezeichnet eine Solomutter, die ein Kind per Samenspende bekommen hat. Diese Spende hat sie entweder von einem Privatspender oder einer Samenbank erhalten bzw. erworben. Während bei einer privaten Samenspende der Samenspender persönlich bekannt ist und nach Absprache auch bestimmte Aufgaben und Pflichten übernehmen kann, ist der Samenspender über eine Samenbank in den allermeisten Fällen zunächst unbekannt. Je nach der landestypischen Gesetzgebung des Behandlungslandes erhält das durch die Samenspende gezeugte Kind später entweder die Möglichkeit, die Kontaktinformationen des Spenders zu erfahren und ihn auf Wunsch kennen zu lernen – oder es erfährt nie, von wem es abstammt. 

Dass eine ganz klar umrissene Gruppe zu finden schwierig ist, wird spätestens jetzt klar. Ein Samenspender, der sein Kind regelmäßig besucht, ist das nicht ein Co-Vater mit Onkelfunktion? Ja und nein. Das entscheidet ausschließlich die Mutter zusammen mit dem Spender. Denn ob ich mich als Solomama oder Co-Mama oder als Solomutter bezeichnen möchte, das bleibt mir überlassen. Genau deshalb möchten wir auch für dieses anderen Familienkonzepte eine genau Definition anbieten.

Co-Mama

Der Begriff der Co-Elternschaft ist relativ etabliert, Co-Mama und Co-Vater werden wir jetzt gleich zusammen definieren, denn diese Familienform zeichnet sich durch zwei Elternteil aus. Der englische Ausdruck Co-Parenting bezeichnet das gemeinsame Erziehen nach einer Trennung, daher benutze ich ihn konsequent nicht. Wenn Menschen sich mit dem Thema beschäftigen, kommen sie relativ schnell auf drei Varianten: einmal die alleinstehende Frau, eine Solomutter, die zusammen mit einem platonischen Freund ein Kind bekommt. Dann die Singlefrau, die mit einem homosexuellen Paar ein Kind teilt oder das lesbische Paar, das mit einem Mann die Elternschaft teilt.

Doch eine Co-Elternschaft kann auch ganz anders sein. Es kann auch eine Frau, die in einer Beziehung ist, mit einem Co-Vater ein Kind bekommen, zum Beispiel, weil der Partner keine Kinder (mehr) möchte. Sollte das Kind nicht geplant gewesen sein, sondern aus einem One Night Stand oder einer Affäre entstanden sein, können sich beide Elternteile auch als Co-Eltern sehen. Eigentlich jede Ausprägung ist möglich.

Ist eine Co-Elternschaft geplant, trifft auch eine Co-Mama, ähnlich wie eine Solomama, die Entscheidung für ihre Familiengründung letztendlich immer erstmal alleine. Daher rechnen wir sie ebenfalls dem Spektrum der Solomutter zu. Katharina sagt dazu:

In der von uns zur Definition entworfenen Übersichtsgrafik kann man die beiden Familientypen „Solomama(schaft)“ und „Co-Elternschaft“ als sich gegenüberstehende Pole auf einem Spektrum möglicher alternativer Kinderwunschwege verstehen. Wir wollen hier keine dauerhafte Festlegung treffen, sondern das Spektrum aufzeigen, welchen Weg eine Solomutter gehen kann. Dieses Spektrum beschreibt hier die Intensität des Umgangs und Kontakts zum Spender bzw. Co-Vater. Von einer ausgeglichenen Aufteilung im Wechselmodell bis hin zu keinem Kontakt und nicht einmal Kontaktinformationen des Spenders auf der anderen Seite.

Solomutterschaft – ein definitionsversuch

Im optimalen Falle ist sie in der Lage und vorbereitet, die finanzielle Verantwortung für das Kind alleine zu tragen. Hat sie dann einen Co-Vater gefunden, wird die genaue Gestaltung der Co-Elternschaft von beiden gemeinsam festgelegt.

Definition Co-Mama und Co-Vater

Eine Solomutter in Co-Elternschaft hat sich unabhängig von einem festen Partner dazu entschieden, eine Familie zu gründen. Gezeugt wird das Kind nicht von einem Samenspender, sondern von dem designierten Co-Vater. Dieser ist bereit, am Leben des Kindes in seiner Vaterrolle teilzunehmen, eine feste Partnerschaft mit der Mutter ist nicht vorgesehen. Die Intensität des Kontaktes wird von den Co-Eltern im Vorhinein besprochen. Die Aktivität des Vaters reicht von dem Kind bekannt sein mit wenig Umgang ohne Pflichten und Rechte (Onkelrolle) bis zum gleichberechtigten Elternteil im Wechselmodell mit geteiltem Sorgerecht, finanziellen Pflichten und Unterhalt. Dem Kind ist er immer als der Vater bekannt.(Horn & Sutholt, 2021).

Definition der Solomutterschaft

Das Spektrum ist groß, jede Familie ist ein bisschen anders, das ist das Schöne an alternativen Familienkonzepten. Dennoch können definierte Begriffe unterstützen und helfen, sich selber besser zu verorten und den eigenen Weg zu finden. Gerade weil die Grenzen etwas schwimmend sind, hoffen wir, dass wir für euch alle eine Definition der Solomutter und der anderen Familienformen gefunden haben, mit der ihr euch identifizieren könnt, die euch anspricht, einlädt und mit einschließt.

Weil das Thema so umfangreich ist und so verschiedene Aspekte aufweist, hat Katharina ebenfalls einen Artikel geschrieben. Sie beleuchtet das Thema von einer anderen Seite und hat sehr informativ dazu geschrieben:

Wenn man also Solomüttern eine Eigenschaft zuschreiben möchte, dann ist es der Mut. Vielen Frauen fällt es schwer, sie überlegen lange und gründlich, ob sie diesen Weg gehen. Und nach der Frage nach dem „ob“, kommt die Frage nach dem „wie“ oder genauer gesagt: in welchem Ausmaß der Spender oder (Co-)Vater sich an der Erziehung, dem Umgang, aber auch dem Unterhalt beteiligt und in welcher Form überhaupt ein Kontakt zum Spender aufgebaut wird oder werden kann. Denn darin unterscheidet sich der Kinderwunschweg der Solomamas von dem der Co-Mamas.

Solomutterschaft – ein Definitionsversuch, Katharina Horn

Lies gerne ihren ganzen Artikel „Solomutterschaft – ein Definitionsversuch“ und lass uns wissen, was du darüber denkst.

Du lebst auch ein ungewöhnliches Familienmodell, fühlst dich aber nicht angesprochen? Dann melde dich bei mir oder bei Katharina. Wir freuen uns über Anregungen und spannende Konstellationen, die wir noch nicht kennen.

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