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Die Vaterschaftsanerkennung

Vaterschaftsanerkennung

Dienstag 08:00-12:00 und Donnerstag 14:00-18:00. Das sind die Zeiten zu denen man in meinem Bezirk Vater werden kann. Auf dem Papier. (Trotz unfassbar hoher Geburtenraten wird es im Kreißsaal hoffentlich wenigstens ein bisschen flexibler) Eine Vaterschaftsanerkennung macht man beim zuständigen Jugendamt oder gegen ca. 80€ Gebühr beim Notar. Am besten schon dann, wenn der Zwerg noch originalverpackt ist, denn so ein Behördengang ist immer zeitintensiv. Oder kommt wie bei uns spät zustande, eben wegen oben genannter Öffnungszeiten.

‘Gleich bin ich Papa’

Manch einen werdenden Vater muss man ja zu diesem Termin hin zerren. Unserer ist ganz aufgeregt und freut sich seit Wochen drauf. Denn damit wird es offiziell und es ist gleichzeitig der einzige rechtsgültige Vertrag, den wir beide haben werden. Man kann sich vertraglich festlegen, aber selbst wenn man das notariell beglaubigen lässt, gilt doch am Ende immer das deutsche Sorgerecht. Alle privat geschlossenen Verträge, die dagegen verstoßen, sind nichtig. Mentale Sicherheit bietet so ein Vertrag natürlich schon.

Heute kommt also der Papa zu seinem Recht und ich muss abtreten, nämlich das halbe Sorgerecht. Das war von Anfang an seine einzige Bedingung und die ziemlich zu Recht. Ohne Vaterschaftsanerkennung und Sorgerecht hat der Vater wenig Handhabe, müsste sich Umgang usw. erst gerichtlich erstreiten. Da wir aber immer noch beide von unserem Plan überzeugt sind, gäbe es da bei uns keine Probleme, aber sicher ist sicher. Ich bekomme damit natürlich auch die Sicherheit, dass ich Unterhalt bekomme.

Rechtliches Glatteis für Co-Eltern

Das deutsche Gesetz ist natürlich auf unsere Idee der Co-Elternschaft nicht vorbereitet, man braucht schon viel Vertrauen in den anderen. Eine Vaterschaftsanerkennung ist für beide mit viel verbunden. Ich muss das halbe Sorgerecht abgeben und bin damit bis zur Volljährigkeit des Kindes in jeder Entscheidung abhängig von dem Wohlwollen des Papas. Aber was er da unterschreibt, ist ebenfalls weitreichend, nämlich 18 Jahre Unterhalt für sein Kind und zusätzlich 3 Jahre für mich. Wenn ich zu Hause bleibe oder Teilzeit Arbeit, ist er nun verpflichtet, mir den Lohnverlust auszugleichen. Bei der Verlesung dieses Punktes sehe ich ihn schon mal kurz schlucken, aber wir haben uns da anders geeinigt.

Prinzipiell ergibt es aber ziemlich viel Sinn, denn als Frau hat man ja nicht nur den Reallohnverlust. Auch die Rentenbeiträge sinken, Gehaltssteigerungen und Aufstiegschancen werden verpasst. Man büßt finanziell schon ganz schön ein als Mutter. Zum Glück habe ich mich finanziell gut auf das Baby vorbereitet. Da ist sicherlich noch viel Handlungsbedarf, zumal es immer noch sehr viele Schlupflöcher für unwillige Väter gibt. Besonders für Alleinerziehende ist es nicht einfach und wenn es da Streit gibt, trifft man sich regelmäßig vor Gericht. Davon sind wir aber noch weitmöglichst entfernt und daher an diesem Termin beide superhappy.

Leider wenig feierlich

Ich habe schon von anderen gehört, dass die Verlesung ziemlich feierlich sein kann. Schließlich wird hier ein Bund für 18 Jahre eingegangen, länger als die meisten Ehen halten. Unsere total verpeilte Beamtin schafft es aber sehr schnell, dem Anlass jede Würde zu nehmen. Erstmal entsteht Verwirrung, da mir in der Schwangerenberatung gesagt wurde, ich müsste das alleinige Aufenthaltsbestimmungsrecht haben, um in Steuerklasse 2 zu kommen. Die mir zusteht, da das Kind allein bei mir wohnt. Davon hat hier noch keiner jemals etwas gehört. Google sagt uns dann, das dieses Gesetz 2012 geändert wurde. Mittlerweile reicht es, dass das Kind nur bei mir gemeldet sein wird.

Ihr seht also, man begibt sich in einen Dschungel aus Gesetzen, Behörden, Websites. Keiner hat einen ultimativen Plan, je mehr man also selber weiß, desto besser. Ein Kind zu bekommen ist wirklich mehr Papierkrieg, als ich mir das so vorgestellt habe. Nachdem alle Ungereimtheiten beseitigt worden sind (von mir und Google), geht es weiter zur Beurkundungsbeamtin. Dort wird alles verlesen und damit rechtskräftig gemacht. Wir sitzen um 14:30 bei ihr im Zimmer. Sie sagt gleich, dass wir uns total beeilen müssen, da sie um 15:00 eine andere Sache mit Dolmetscher hat. Den Stress, dass sie das noch schafft, haben aber dann nur wir stellvertretend für sie. Sie erzählt uns sehr entspannt unfassbar langweilige Anekdoten zu jeden einzelnen Punkt.

Offiziell Papa

Als ich um 15:30 schon fast schlafe, ist es endlich soweit, wir unterschreiben das Papier, bekommen 6fache Durchschläge für alle möglichen Anlässe und stehe wieder draußen. So weit, so beschwerlich. Die 80€ für den Notar erscheinen mir auf einmal sehr gering. Die feierliche Stimmung hat sich schon lange verflüchtigt, besonders im 9. Monat ist einem eher nicht nach feiern mit Tonic Water, sondern nach einem Mittagsschläfchen. Aber wir haben einen kleinen Teil des riesigen Papierberges namens Mathilda erfolgreich abgearbeitet. Die Vaterschaftsanerkennung haben wir geschafft.

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