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Was bedeutet die Onkelfunktion?

Onkelfunktion

Wenn du dich gerade durch Google wühlst, weil du eine Co-Elternschaft recherchierte, dann stößt du sehr schnell auf den Begriff Onkelfunktion. Es gibt natürlich auch die Tantenfunktion, aber die ist eher selten zu finden.

Ganz einfach erklärt definiert Onkelfunktion die Zeit, die der biologische Vater des Kindes mit dem Kind verbringt. Die Co-Elternschaft hat ein breites Spektrum, fast alles ist möglich. Bei meiner Co-Elternschaft ist der Vater aktiv, das Kind verbringt bis zu 40% des Monats beim ihm, wir fahren gemeinsam in den Urlaub und verbringen auch so Zeit als Familie. In vielen Co-Elternschaften hat der Vater die klassischen Besuchszeiten, jedes zweite Wochenende und Mittwochs. Jede Ausprägung ist möglich.

Dazu gibt es eine Grafik von mir und Katharina Horn. In der geht es zwar um die Definition der Solomutterschaft, die Aktivität des Vaters kann aber sehr gut abgelesen werden. Worum es in der Grafik eigentlich geht, liest du in meinem Artikel Der Unterschied zwischen Solomama und Co-Mama.

In grün siehst du den Anteil, den der Vater an Erziehung, Betreuung und Lebenszeit des Kindes hat. Ein Vater, der nur eine Onkelfunktion einnimmt, ist keine Hauptbezugsperson des Kindes. Er ist dem Kind zwar als Vater bekannt, aber am Alltag des Kindes nimmt er nur begrenzt teil. Ob er das Kind einmal Im Monat oder einmal im Jahr sieht, ist nicht genau festgelegt, alles Verhandlungssache.

Oft findest du diese Regelung bei einem lesbischen Paar mit Privatspender, bei dem das Kind bei den Müttern aufwächst, den Vater aber kennt. Er ist für das Kind erreichbar. Ich habe dazu mit einem Spender gesprochen, der auch eine Co-Elternschaft eingeht, allerdings tatsächlich eher in der Onkelfunktion. Wie er das handhabt, liest du im Interview mit ihm. Das Kind wird meistens altersgerecht aufgeklärt, warum der biologische Vater nicht aktiver Teil der Familie ist.

Alles ist Verhandlungssache

Das Schöne an einer Co-Elternschaft ist ja, dass alles Verhandlungssache ist. Nur die Beteiligten über die Intensität des Kontaktes mit dem Vater entscheiden. Manche Privatspender sehen gerne das Kind ab und zu, um die Entwicklung doch mitzubekommen, legen aber keinen Wert auf Alltag. Manche Mütter möchten dem Kind zwar die Möglichkeit bieten, den Vater kennenzulernen, übernehmen den Alltag aber als quasi Alleinerziehende. Wenn dich das genauer interessiert, schau doch mal den Artikel von Luisa an. Sie erzählt über ihren Weg zum Wunschkind mit privatem Spender. Der nimmt bei ihr technisch gesehen auch eine Onkelfunktion ein, auch wenn sie es anders definieren.

Mehr als nur Samenspender

Der reine Samenspender ist entweder über die Samenbank gefunden worden oder als Privatspender. Ob das Kind den Spender kennenlernen kann, regelt im ersten Fall das Samenspenderegistergesetz, im zweiten ist es Verhandlungssache. Dem Kind die Möglichkeit zu geben, den biologischen Vater kennenzulernen, wird mittlerweile unbedingt empfohlen. Eine altersgerechte Aufklärung ist wichtig für das Kind, damit es seine Identität und Herkunft erkennen kann.

Daher ist die Onkelfunktion eine gute Möglichkeit, den Kontakt zwar zu halten, aber eine Beteiligung am Alltag mehr oder weniger auszuschließen. Aus welchen Gründen auch immer.

Tantenfunktion

Die Tantenfunktion sollte jetzt eigentlich schon klar sein. Hier ist die Mutter die Person, die am Alltag des Kindes wenig beteiligt ist. Dass die Mutter auf den Kontakt mit dem Kind verzichtet, ist eher selten, aber auch dieses Model wird gelebt. Oft ist es dann so, dass das Kind bei einem schwulen Väter-Paar lebt und die Mutter nur zu Besuch kommt.

Diese Begriffe gelten übrigens nur, wenn diese Form der Elternschaft von vornherein so abgesprochen war. Ein Elternteil, das nach der Trennung seine Kinder nur selten sehen möchte, lebt nicht in einer Onkel/Tantenfunktion, sondern ist ein Arschloch.

Lebst du diese Art der Co-Elternschaft? Dann berichte mir davon, besonders eine Mutter mit Tantenfunktion würde ich gerne mal kennenlernen.

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